Rückblick auf die Jahresversammlung 2013 in Zug
Rückblick von Adrian Hürlimann auf die Jahresversammlung 2013:
Unter neuer Leitung ins achte Jahrzehnt
Unter neuer Leitung ins achte Jahrzehnt
Unter neuer Leitung ins achte Jahrzehnt
Führungswechsel beim ISSV: Daniel Annen übernimmt, Andreas Iten geht
Vor einem Monat feierte der Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein ISSV sein siebzigjähriges Bestehen in Sarnen. Geboren als Kind der Geistigen Landesverteidigung, hat sich der Verein zu einer schlagkräftigen Selbsthilfeorganisation der Schreibenden in der Zentralschweiz entwickelt. Beonders innovativ wirkte sich die Präsidentschaft der letzten 15 Jahre unter Andreas Iten, alt Ständerat, aus. Iten, der vor, während und nach seiner politischen Karriere selber ein Leben lang geschrieben hat und auf zwei Dutzend Buchpublikationen, Kolumnen und Essays zurückblicken kann, trug mit Neuerungen wie dem Literaturfestival «Höhenflug. Schreiben im Alpenraum», Literarischen Ausflugsreihen («Literatour TatOrt»), dem Lesemarathon «Bücherjahr», mit Geschichten-Wettbewerben und vor allem mit den «Zentralschweizer Literaturtagen» auf der Rigi (früher in Willisau) wesentlich zur Belebung des Vereins und der hiesigen literarischen Öffentlichkeit bei.
An der Jahresversammlung des ISSV vom 9. November, die turnusgemäss in Zug stattfand, im Gotischen Saal des Rathauses, verfolgten rund 50 Vereinsmitglieder die präsidiale Stabsübergabe an Daniel Annen, Schwyz. Annen ist Germanist und Romanist und unterrichtet seit 30 Jahren am Kollegi Schwyz. Er hat über Meinrad Inglin dissertiert und wirkt als Kulturvermittler, unter anderem als Organisator eines Inglin-Kogresses und Autor eines Inglin-Essaybandes. Er sieht seine Aufgabe im Wahren der Kontinuität und des erfolgreichen Kurses, den das Flaggschiff der Zentralschweizer Literaturszene aufgenommen hat. Auch möchte er die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Kantonen, vor allem mit den Kulturbeauftragten aufrecht erhalten. Franz-Xaver Risi, Schwyz, bestärkte ihn darin.
Bildungs und Kulturdirektor Stephan Schleiss überbrachte die Glückwünsche der Zuger Regierung und verwies auf das Gewicht, das der Literaturförderung im Rahmen des Deutschunterrichts im Lehrplan 21 zukomme.
Die jeweils von Autoren des Gastkantons bestrittenen Lesungen im Anschluss an die ordentlichen Geschäfte, heuer im Kolin-Saal des Hotels Ochsen, galten dieses Jahr der Person Andreas Itens. Max Huwyler erwies ihm mit einer poetischen Collage, Beatrice Eichmann-Leutenegger mit einer Laudatio, Joseph Bättig mit einer literarischen Verortung und Cabrietist Osy Zimmermann mit einem Liederstrauss Hommage. Dies mit einem «Fund», mit einem schmissigen Ägerisee-Lied, das Itens Urgrossvater komponiert hatte.
Wer Andreas Itens literarische Werke kennenlernen möchte, dem sei die Matinee vom 1. Dezember, 10 Uhr, im Theater im Burgbachkeller empfohlen.
Adrian Hürlimann, Vorstand ISSV
Laudatio von Beatrice Eichmann-Leutenegger:
Andreas Iten – Abschied vom ISSV
Andreas Iten – Abschied vom ISSV
Laudatio von Beatrice Eichmann-Leutenegger
Andreas Iten – Abschied vom ISSV
Lieber Andreas Iten,
liebe Autorinnen und Autoren,
der Vater hatte seinen ältesten Sohn Andreas als Landwirt, Most- und Viehhändler vorgesehen, der Sohn aber entschied sich für den Lehrerberuf und später für eine politische Karriere. Er zählte zur raren Spezies jener Regierungs- und Ständeräte, die noch wissen, wie Texte von Halldor Laxness oder Robert Walser klingen. Ich jedoch ernenne ihn heute zum Kapitän der Schiffahrt. Natürlich könnte ich die Verdienste Andreas Itens hübsch der Reihe nach aufzählen, könnte faktenreich durch ein bewegtes Leben führen, aber da ich den demütig-trotzigen Satz von Herman Melvilles «Bartleby der Schreibgehilfe» schätze, sage auch ich hier: «Ich möchte lieber nicht!»
liebe Autorinnen und Autoren,
der Vater hatte seinen ältesten Sohn Andreas als Landwirt, Most- und Viehhändler vorgesehen, der Sohn aber entschied sich für den Lehrerberuf und später für eine politische Karriere. Er zählte zur raren Spezies jener Regierungs- und Ständeräte, die noch wissen, wie Texte von Halldor Laxness oder Robert Walser klingen. Ich jedoch ernenne ihn heute zum Kapitän der Schiffahrt. Natürlich könnte ich die Verdienste Andreas Itens hübsch der Reihe nach aufzählen, könnte faktenreich durch ein bewegtes Leben führen, aber da ich den demütig-trotzigen Satz von Herman Melvilles «Bartleby der Schreibgehilfe» schätze, sage auch ich hier: «Ich möchte lieber nicht!»
Stattdessen steht in Luzern ein Schiff bereit, ein Star wie der ehrwürdige «Schiller». Auf den Ägerisee als Gewässer habe ich verzichtet, da er sich schlecht für die bühnengerechte Inszenierung mit Felsen und Gewitter eignet. Zu harmlos wurde er von der Regie befunden. Andreas Iten erhält die schmucke Uniform, die – wenn er es nicht schon längst gewesen ist – aus ihm sofort einen «uomo galante» macht. Er steckt ein Notizbuch in die Rocktasche, um Einfälle für Kolumnen oder Buchprojekte festzuhalten, und besteigt die Kommandobrücke, während die Gäste ihre Plätze aufsuchen. Wer an dieser Schiffahrt teilnimmt, ist unschwer zu erraten: Es sind die Mitglieder des ISSV, und sie begeben sich zusammen mit Andreas Iten auf eine Reise, die über ein Jahrzehnt dauern wird: von 1999 bis 2013. Ich werde bei dieser Schiffsexkursion ein bisschen die Zeiten durcheinander wirbeln und Gestalten herbeizitieren, die eigentlich anderen Epochen angehören.
Nun zur Musik, die an Bord nicht fehlen darf: Ich habe Maestro Rossini herbestellt; er wird die Ouvertüre zu seiner letzten Oper «Wilhelm Tell» (1829) erklingen lassen. Wir hören also ein Glanzstück mit instrumentalen Effekten, eine idyllische Pastorale mit Englischhorn und Flöte, ein fulminantes Gewitter und eine temperamentvolle Stretta. Danach wird sich Rossini aus der Opernwelt zurückziehen, erst 38 Jahre alt, wird ebenso lange noch weiterleben und seiner Vorliebe für die exzellente Küche huldigen. A propos Küche: Beim Bordmenu nehmen die einzelnen Gänge Rücksicht auf die Provenienz des Kapitäns:
Entrée: Zuger Rötel mit Pfefferkörnern
Bunter Salat à la mode du chef André
Hauptgang: Tournedos Rossini mit Marktgemüse
Dessert: Zuger Kirschtorte
Danach Kaffee und Schnaps aus den Zuger Destillerien
Der Kapitän begrüsst nun die Gäste aus Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden, Zug und Luzern. Sie entsprechen in ihrer Buntheit der Artenvielfalt der Fische im Vierwaldstättersee: Von den Brachsen und Karpfen, über Gründlinge, Strömer, Rotfedern, Felchen, Forellen bis zu Hecht und Stichling ist alles zu finden. Dann erschallt das Signal zur Abfahrt und los geht’s. Lassen wir vorerst den Wettergott milde gestimmt sein, auch wenn sich hinter dem Pilatus einige Wolken ballen. Andreas Iten steuert das Schiff sicher durch das Luzerner Seebecken, und man vertraut auf ihn, kennt seine grosszügige Art, seinen speditiven Arbeitsstil, man schätzt sein kommunikatives Talent und das psychologische Geschick, das er sowohl gegenüber der Mannschaft an Bord wie auch gegenüber den Passagieren zeigt. Positiv ins Gewicht fallen nicht weniger seine vielfältigen Verbindungen – zu Wasser und vor allem zu Lande. Vom Ufer aus winken immer Anwohner den Schiffsgästen zu: in Tribschen etwa Richard und seine Cosima (der Compositeur arbeitet gerade an den «Meistersingern»), in Hertenstein Zita und Karl, in Beckenried wagt sich Isabelle Kaiser aus dem Haus, in Gersau aber ist man derart beschäftigt mit der Ankunft von Kaiserin Viktoria, dass keine Zeit für einen Gruss bleibt. Wie wir aus Josef Maria Camenzinds Erzählung wissen, ist Viktoria indessen nie in der Freien Republik Gersau angekommen.
Inzwischen braut sich über dem See ein Gewitter zusammen. Rossini diktiert ein Fortissimo, aber Kpt Iten hält den Kurs weiterhin aufrecht. Blitze zucken, Donner grollen, doch Kpt. Iten denkt nicht ans Aufgeben. Ein Weggang von der Kommandobrücke kommt nicht in Frage, denn für ihn zählt Kontinuität über längere Strecken hinweg. Die «Schiller» schaukelt zwar, doch die Stabilisatoren arbeiten auf Hochtouren, und so fährt das Schiff unbeirrt weiter und nähert sich Brunnen. Nun aber verzieht sich das Gewitter, Maestro Rossini lässt wieder liebliche Töne erklingen, und Kpt Itens Blick schweift zum Schwyzer Talkessel. Seine Augen verweilen beim Dorf Rickenbach, in dessen Lehrerseminar er einst die Grundlagen für seine Ausflüge in die nahe und weite Welt erhalten hat.
Da das fjordähnliche Urnersee-Becken in einigen Gästen auf dem Schiff die Nordlandliebe weckt, beschliesst Kpt. Iten, die Fahrt bis Flüelen fortzusetzen. Aber das ist dann, wie Maestro Rossini erklärt, die Stazione Termini. Das Schiff fährt «vorbei am Landesstolz», dem Rütli. Freiheitsgedanken bewegen die Gäste, aber sie rumoren nicht allzu stark in den Gemütern, und als man bei der Tellsplatte vorbeisteuert, erwägt keiner den Absprung, selbst der Kpt. nicht, der sich in der «Knechtschaft der öffentlichen Ämter» auskennt.
Nun aber setzt Rossini zur Stretta an. Die Instrumentalisten beschleunigen ihr Tempo, so dass die zündende Schlusswirkung nicht ausbleibt. Applaus brandet auf. «Vivat!», rufen die Passagiere und meinen den meisterlichen Kapitän, der das Schiff allen Wetterlaunen zum Trotz sicher über den See gesteuert hat.
Mit Gioacchino Rossini möchte ich auch schliessen, lieber Andreas. Bekanntlich legte der Meister nach der Oper «Wilhelm Tell» seine Feder beiseite. Als man ihn, der damals auf dem Gipfel seines Ruhmes stand, nach den Gründen für den überraschenden Rücktritt fragte, antwortete er heiter: «Meine Zeit ist vorbei.» Ich möchte Dir, lieber Andreas, für die Phase nach Deinem Weggang vom Steuer viel von dieser gelassenen Heiterkeit wünschen, die Rossini ausgezeichnet hat. Du hast einmal gesagt: «Auf Hintertreppen lässt sich besser nachdenken und wahrer sein.» Mein Wunsch: Mögen Dich auf deiner Hintertreppe noch viele spritzige Einfälle umschwirren, möge Dich der «esprit de l’escalier» nicht loslassen.
Eine Laudatio mit kabarettistischen Tönen von Osy Zimmermann:
«Was hat Iten zu bieten»
«Was hat Iten zu bieten»
Laudatio von Joseph Bättig
«Politische Standorte – literarische Horizonte»
«Politische Standorte – literarische Horizonte»
«Politische Standorte – literarische Horizonte» von Joseph Bättig
Lieber Andreas
Liebe Anwesende
«Die Linie des Horizonts glich einem riesigen Scherenschnitt: Die untere Hälfte stand noch im Dunkeln, war schwarz; über der gezackten, gezähnten und gekerbten Linie war es hingegen bereits hell.» Mit diesen Worten eröffnet Andreas Iten in einem kürzlich in der NLZ veröffentlichten Essay sein Warten auf den Sonnenaufgang auf der Rigi. Der Text gehört mit seiner atmosphärisch geradezu greifbaren Dichte zum Besten, was über das faszinierende Phänomens eines Sonnenaufgangs und der nachfolgenden Horizonterweiterung geschrieben wurde.
Liebe Anwesende
«Die Linie des Horizonts glich einem riesigen Scherenschnitt: Die untere Hälfte stand noch im Dunkeln, war schwarz; über der gezackten, gezähnten und gekerbten Linie war es hingegen bereits hell.» Mit diesen Worten eröffnet Andreas Iten in einem kürzlich in der NLZ veröffentlichten Essay sein Warten auf den Sonnenaufgang auf der Rigi. Der Text gehört mit seiner atmosphärisch geradezu greifbaren Dichte zum Besten, was über das faszinierende Phänomens eines Sonnenaufgangs und der nachfolgenden Horizonterweiterung geschrieben wurde.
Vom Warten ist hier die Rede.
Wir wissen um die Schwierigkeit des ersten Satzes und bestaunen das stilistische Wunder, das aus der Leere biographisch bedingter Warteräume aufsteigt, uns überrascht, vielleicht sogar überfällt wie etwas zutiefst Vertrautes, das gleichzeitig das Unvertrauteste ist, das sich denken lässt.
«Hansli Jowäger war ein braver Mann, und Anne Bäbi, sein Weib, meinte es auch gut, aber uf sy Gattig». Mit diesem unheimlich doppelsinnigen Satz eröffnet Gotthelf die dunkel abgründige Geschichte um Anne Bäbi Jowäger.
«Hoch über der milchig schimmernden Herbstnebeldecke begann von Westen her ein stetig wachsendes Gewölk die Bläue des Himmels zu trüben und langsam auszuwischen.» Dies der Beginn von Inglins Meisterwerk «Die graue March».
«Als ich die leere Wohnung betrat, riss der Nordwind die Fenster auf, und du warst schon in der fernen Stadt. Mit diesem Satz beginnt Gertrud Leutenegger ihren Roman «Pomona».
Und Andreas Iten? Welches Motiv wählt er wohl als Einstieg in seine soeben veröffentlichten Erinnerungen? Diese Schnittstelle, in der das Erlebte nicht mehr allein in der Erinnerung aufgehoben bleibt, sondern in den neuen Lebensraum der Sprache eingestiftet ist, wird von Andreas mit folgendem Satz eröffnet: «Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn im Stall nicht immer weniger Kühe gestanden hätten.»
In diesem Eröffnungssatz vibrieren wie bei einem Pfeil, der ins Schwarze trifft, unzählige neue Möglichkeiten mit, die ins Offene, eben zu neuen Horizonten führen.
Bewusst haben wir den Titel seiner Erinnerungen bis jetzt nicht erwähnt. Da wird kein Stall, und es werden auch keine Kühe erwähnt, sondern es geht um die eine Kuh, die empfindlich fehlt. «Keine Kuh in Berlin», so lautet die Überschrift, der die 34 spannend erzählten Kapitel nachgestellt werden. Und siehe; das Fehlen dieser einen Kuh in der hektischen Grossstadt Berlin, in den Hörsälen und Seminarräumen der Freien Universität, im fiebernd hektischen Kulturbetrieb berühmter Namen und genialisch Scheiternden öffnet die Spirale zu neuen Horizonten, zur berühmten Rückkehr zu den Wurzeln, heim ins Vertraute, das nun mit neuen Augen gesehen wird. Das Wissen, dass wir Entscheidendes jener Gemeinschaft zu verdanken haben, die unsere Lebensbedingungen über das rein Familiäre hinaus zu beeinflussen vermochten, öffnet das Auge und damit den Horizont, hin zu verschiedenen politischen Standorten.
Sie treten nun ins Blickfeld von Andreas Iten, und wenn man seinen politischen Werdegang mit den vielen Aktivitäten etwas näher betrachtet, dann schwindet sehr rasch jeder Verdacht, hier engagiere sich jemand allein an grundsätzlichen Vorgaben und Kernsätzen einer Partei. Politische Standorte sind zu allererst Brennpunkte noch nicht gelöster Probleme und warten, bis sie von einem Berufenen erkannt werden. Denn die Probleme warten, bis sie jemand erkennt, ihnen das Wort und den unverzichtbaren, wegweisenden ersten Satz schenkt.
Die griechisch antike Staatsform, die so genannte Polis, von der sich das Wort «Politik» ableitet, kommt uns dabei in den Sinn. Sie erst sichert die Möglichkeiten für jene, die etwas zu sagen und zu entscheiden haben. Der Aufstieg in die verschiedenen Ämter politischer Entscheidungsgremien entspricht auch bei Andreas Iten genau dem, wie man sich hier eine politische Karriere in etwa vorstellt: Gemeindepräsident, Regierungsrat, Landammann, Ständerat. Das ist zwar viel, aber für Andreas Iten nicht das Entscheidende. Bei seinen psychologischen Kenntnissen, mit seinem Blick auf Probleme, zu deren Lösung etwas ganz anderes erwartet werden muss als reine Kalkulationen und Strategien, steigen neue Horizonte am sonst so nüchternen politischen Alltag auf.
Auffallend die vielen Aktivitäten, die sich Problemen stellen, die nicht einfach mit Statistiken und Programmen, sondern mit einem unverzichtbar bewussten Einsatz der Sprache einer Lösung entgegengeführt werden. Wir wollen jetzt nicht alle Präsidien aufzählen, sondern aufzeigen, dass hier politische Standorte, auffallend oft mit literarischen oder ihr nahe stehenden Möglichkeiten zusammentreffen. Neue Horizonte öffnen sich, in Wartesälen anstehende Probleme mutieren zu engagierten Gesprächsgemeinschaften, Ideen werden geprüft, und man findet aus dem Staunen kaum heraus, wenn man sich der verschiedenen Gremien erinnert, in denen Politik und Literatur, oder ihr nahestehende Bereiche neu überdacht und ins helvetisch Machbare umgesetzt werden. Andreas Iten: Ombudsmann des Personals SBB, aber auch Präsident der Eidgenössischen Filmkommission, Präsident «Beruflicher Bildung im Sozialbereich», aber auch Präsident des schweizerischen Feuilletondienstes, Vorstandsmitglied «Gesellschaft für ethische Forschung», aber auch Präsident des Stiftungsrates des Medienausbldungszentrums MAZ in Luzern und schliesslich eben auch Präsident des «Innerschweizerischen Schriftstellerinnen und Schriftstellerverbandes».
Aus vielen persönlichen Gesprächen weiss ich, und wir haben es alle auf irgend eine Weise erfahren, wie engagiert sich hier das politische Talent dem kulturell oft Vergessenen, Vernachlässigten, oder dem verknorzt konservativen innerschweizerischen Kulturbewusstsein entgegentrat und gerade dadurch neue literarische Horizonte ermöglichte.
Vieles, was einst stumm in den Wartesälen der innerschweizerischen Literaturszene sich kaum zu bewegen getraute, findet heute in Leseveranstaltungen, Buchvernissagen, Diskussionsrunden ein offenes Forum. Für jede Schriftstellerin, für jeden Autor, gleicht die Wartsaal-Situation einem Gefängnis. Kein brauchbarer, engagierter, lesbarer Text will für die berühmte Schublade geschrieben sein. Er will gehört, gelesen, vor allem auch besprochen werden. Das ist sein erwarteter Sonnenaufgang, sein neuer Horizont!
Da sind wir wieder bei der Öffentlichkeit, der innerschweizerischen Polis mit politischen Standpunkten, die bejaht, hinterfragt oder verändert werden will. Dass wir den Wartsaal verlassen und ins Bewusstsein des öffentlichen Forums getreten sind, dafür gehört Dir, lieber Andreas, unser aller Dank. In diesem Sinne wünschen wir Dir wie dem neuen Präsidenten alles Gute!