In der Schweizerischen Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte ist ein Beitrag von Daniel Annen erschienen. Unter dem Titel «Reziproke Missionierung – Was der Schwyzer Thomas Immoos im fernen Osten fand» untersucht Daniel Annen das Wirken des katholischen Priesters und Germanisten in Japan.

Thomas Immoos war ein katholischer Priester, der das Gymnasium der Bethlehem-Brüder in Immensee besucht hatte und der später Mitglied dieser Missionsgesellschaft war. Geboren 1918 in Schwyz und dann aufgewachsen in Steinen, dürfte er also in seiner Kindheit und Jugend das beengende Normensystem des katholischen Milieus erlebt haben. Dies ist darum interessant, weil er in Japan und überhaupt in der grossen weiten Welt ganz andere Mentalitäten erlebte und fremden Denk- und Glaubenswelten gegenüber auch eine erstaunliche Offenheit zeigte.

Zu Beginn der Fünfzigerjahre nahm er eine Lehrtätigkeit in Japan auf, die er bis zu seinem Tod anno 2001 beibehielt, ab 1962 als Professor für deutschsprachige Literatur an der Universität Tokio. Allerdings unterbrach er seinen Japan-Aufenthalt hin und wieder, einerseits um 1961 beim berühmten Germanisten Emil Staiger an der Universität Zürich zu promovieren, anderseits ganz einfach, um seine nach wie vor geliebte heimatliche Innerschweiz zu besuchen.

Müsste seine Innerschweizer Provenienz zusammen mit seinem katholischen Priestertum ihn nicht gedrängt haben, auch in Japan zugunsten seiner Herkunftskonfession zu missionieren? Das könnte man so erwarten, das war aber nicht so, nicht bei Thomas Immoos. Er blieb auch als Missionar in fremden Landen der Forscher, der Fragende. Statt eine Religion aufzuoktroyieren, suchte er nach dem Verbindenden zwischen der Religiosität in Japan und katholischen Positionen. Man kann also seine Missionierung als reziprok bezeichnen. Seine Forschungsschwerpunkte waren das japanische Kulttheater, der Shintoismus oder auch der Buddhismus, hier fand er Ähnlichkeiten und Analogien und in eins damit konnte er auf Defizite auch im Katholizismus aufmerksam machen. Hilfreich war ihm dabei C. G. Jungs Archetypenlehre. Ironischerweise, möchte man fast sagen, kann Thomas Immoos’ Blick in den fernen Osten neue psychologische und theologische Einsichten für den nahen Westen freilegen.

Daniel Annen, Reziproke Missionierung – Was der Schwyzer Thomas Immoos im fernen Osten fand, in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte 118, 2024, S. 39–55.

Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte